Einleitung

Farbige Edelsteine sind kristalline, anorganische Naturstoffe. Je nach Lagerstätte und Fundort und der damit verbundenen geologischen Gesteinsumgebung variieren in einem natürlichen Edelstein die mikroskopischen Einschlüsse von Begleitmineralien.
Deren Bestimmung ist für die Beurteilung der Steine – unabhängig vom Verarbeitungsgrad – von hohem Interesse.
Stereomikroskope werden zur Charakterisierung der Edelsteine wie zum Beispiel Saphir (blau), Smaragd (grün) und Rubin (rot) eingesetzt. Die heutige Bestimmungsanalyse eines Edelsteines umfasst neben der visuellen Inspektion weitere analytische Methoden wie zum Beispiel Raman-Spektroskopie, X-ray Tomographie, UV-VIS Absorption oder GEMTOF.
Abbildung 1 Strahlengang eines Greenough-Stereomikroskops

Empfohlene Mikroskopausstattung

Für eine möglichst präzise Interpretation der mineralischen Einschlüsse in den Edelsteinen haben sich Greenough-Stereomikroskope durchgesetzt. Ein nach dem Greenough-Prinzip (Abbildung 1) funktionierendes Stereomikroskop nutzt große Arbeitsabstände für eine einfache Probenhandhabung und große Sehfelder.

Es ist kompakt, robust, bedienungs- und wartungsfreundlich. Zudem ist die relevante Partikelgröße der Einschlüsse für eine stereomikroskopische Darstellung geeignet. ZEISS Stemi 508 ist ein Greenough-Stereomikroskop mit einem apochromatischen Strahlengang.

Die apochromatische Zoomoptik und die effiziente Streulichtunterdrückung sorgen für ein gestochen scharfes, dreidimensionales Bild ohne Verzerrungen und Farbsäume.
Mit dem großen 8:1-Zoom lassen sich winzige kristalline oder amorphe Einschlüsse kontrastreich darstellen.

Wählen Sie unter verschiedenen apochromatischen Frontoptiken und Okularen, um 2- bis 250-fache Vergrößerungen zu erhalten. Durch optionale 16× Okulare deckt Stemi 508 einen für die Gemmologie einzigartigen Vergrösserungsbereich von 10× – 80× ab.
Abbildung 2 GEMMASTER ist ein ergonomisch gekipptes Stativ, das mit
fokussierter LED-Beleuchtung ausgestattet ist. ZEISS Stemi 508 fungiert als Beobachtungsoptik und erfasst das Streulicht.
Für die Dokumentation der untersuchten Steine stehen digitale Mikroskopkameras zur Verfügung. Bei diesen sollte auf eine gute Dynamik und eine der Optik angemessene Pixelzahl geachtet werden (Empfehlung: ZEISS Axiocam 305). DSLR Adaptionen werden in der Praxis ebenfalls für eine zusätzliche Makrofotografie genutzt. Gemmologen nutzen zur Bestimmung der Einschlüsse in der Regel Dunkelfeldbeleuchtung. Durch das Fokussieren spezieller LED-Beleuchtungen im zu untersuchenden Edelstein, leuchten dessen Einschlüsse auf, am beobachtenden Strahlengang wird dieses Anregungslicht hingegen vorbei geführt. Die beobachtende Optik des Stereomikroskops sammelt nur das Streulicht der Probe bzw. Einschlüsse vor einem schwarzen Hintergrund ein. Dadurch erhält man kontrastreiche Bilder mit einer hohen Farbtreue. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, Mischlicht mit Spotbeleuchtungen oder Durchlichtbeleuchtungen an einem GEMMASTER®-Stativ zu integrieren.
Abbildung 3 Ein sogenannter Altschliffdiamant in einem Schmuckstück.
Das Beleuchtungslicht wird durch die unterseitige Öffnung der Fassung vorbei

LED versus Halogenbeleuchtung

Der Vorteil der fokussierten LED-Beleuchtung gegenüber einer Halogenbeleuchtung ist, dass sich die gesamte Intensität der Lichtquelle punktförmig auf den Edelstein konzentriert. Helle Einschlüsse werden kontrastreich visualisiert und heben sich vor dem dunklen Hintergrund sehr gut ab. Der GEMMASTER (Abbildung 2) bietet die Möglichkeit des Umschaltens auf Hellfeld für den Durchlichtmodus sowie Untersuchungen im Auflicht mit fokussierter LED.
Abbildung 4 Prismatischer Pargasiteinschluss (Amphibol) in Saphir aus
Kaschmir (Indien). Der Einschluss wurde mit Hilfe der Raman-Mikrosspektroskopie bestimmt. Solche Pargasitnadeln gelten als charakteristisches Einschlussmerkmal der Saphire aus Indien und ermöglichen dem erfahrenen Gemmologen die Bestimmung der Herkunft des geschliffenen Saphirs in einem
Schmuckstück. GEMMASTER mit ZEISS Stemi 508; Dunkelfeldbeleuchtung, Vergrößerung: 50×
Mit freundlicher Genehmigung: Schweizerisches Gemmologisches Institut SSEF
Abbildung 5 Die zwei runden, atollartigen Sprengrisse ausgehend von
einem natürlichen Heilungsriss mit zahlreichen röhrenförmigen Fluideinschlüssen belegen, dass der vorliegende orange Saphir erhitzt wurde. Korunde (Rubin und Saphir) werden sehr häufig erhitzt, um ihre Farbe und Transparenz zu verbessern. Deshalb ist es wichtig, bei Korunden immer zu prüfen, ob diese unbehandelt sind oder eben erhitzt. Dies hat einen erheblichen Einfluss auf den Preis der Edelsteine.
GEMMASTER mit ZEISS Stemi 508; Dunkelfeldbeleuchtung, Vergrößerung: 50× Mit freundlicher Genehmigung: Schweizerisches Gemmologisches Institut SSEF
Abbildung 6 Typisches Einschlussbild in einem Burma Rubin mit farblosen
prismatischen Amphibolkristallen, verzerrten Spinelloktaedern und feinverteilten Rutilnädelchen, bestimmt mittels Raman Mikrospektroskopie. Rubine, speziell aus Mogok in Burma (Myanmar) enthalten praktisch immer Einschlüsse. Diese verraten dem Gemmologen nicht nur seine geographische Herkunft und seine Bildungsbedingungen; sie können auch dem Stein eine individuelle Schönheit verleihen, solange sie die Farbe und Reinheit des Steins nicht deutlich beeinflussen. GEMMASTER mit ZEISS Stemi 508; Dunkelfeldbeleuchtung, Vergrößerung: 30× Mit freundlicher Genehmigung: Schweizerisches Gemmologisches Institut SSEF

Fazit

Eingebettet in einen analytischen Gesamtprozess leistet die stereomikroskopische Betrachtung von farbigen Edelsteinen einen wichtigen Beitrag zur qualitativen Bestimmung. Durch passendes Zubehör wie zum Beispiel das GEMMASTER Dunkelfeldstativ können die Einschlüsse optimal visualisiert und analysiert werden.
Abbildung 7 Synthetischer Smaragd (Chatham), Betrachtung mit und ohne
Immersionsmedium im polarisierten Durchlicht. Durch ein der Brechzahl des Edelsteines ähnliches Immersionsmedium werden Oberflächenreflexe minimiert und die innere Struktur wird sichtbar.

References:

[1] Alan Hodgkinson, Gemtesting Techniques, 2015 Eigenverlag, Printed in Scotland by J. Thomson Color Printers.

[2] Ruby and Sapphire, “A gemologist´s guide”, Richard W. Hughes et al., 2016; Lotus Verlag

[3] “Facette”, Annual Publication of Swiss Gemmological Institute SSEF, #23/2017 ISSN: 2296-214X

Footnotes:

1 Lupenrein ist ein Diamant-Edelstein, wenn Einschlüsse mit einer 10×-fach Lupe nicht erkannt werden können. 2 Die Lagerstätte produziert Qualitäten und Mengen, sowie Herkunftsmerkmale, die für den Gemmologen und den Edelsteinhändler entscheidend sind. Bei Rubinen zum Beispiel ist die Herkunft aus Burma / Myanmar oft entscheidend für einen wesentlich höheren Preis, als die gleiche Varietät aus Afrika (z.B. Kenia) oder anderen Ländern. So können hier durchaus Preisunterschiede mit dem Faktor 10 beobachtet werden.
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